09.08.2005 BNN: Masmanidis sorgt für Schwindelgefühle
Karlsruhe. Rolf Bleck ist sportlicher Leiter bei SF Siegen und ein Mann mit Fußball-Verstand. In seinem Resümee zum Zweitliga-Auftaktspiel des Aufsteigers als Gast des Karlsruher SC steckt eine ganze Menge Wahrheit. „Zum Glück wurde Masmanidis nach einer Stunde müde“, sagte er, um die Leistung des Besten auf dem Wildpark-Rasen zu rühmen. Er wirkte dabei erleichtert, denn es hätte durchaus schlimmer kommen können für seine Mannschaft. Mit 2:0 (1:0) Toren hat der KSC gewonnen und der ballgewandte Angreifer in Reihen der Blau-Weißen bei einigen seiner Widersacher Schwindelgefühle verursacht. Offenbar war vor allem die Kunde von den gelungenen Karlsruher Tests gegen den VfB Stuttgart und Bayern München ins Sauerland gedrungen. Ängstlich agierten die Sportfreunde, was deren Trainer Jan Kocian zu aufmunternden Worten während der Halbzeitpause veranlasste. Er hätte sie sich sparen können, wenn die zu genügsamen Schützlinge seines Kollegen Edmund Becker ihren anfänglichen Elan beibehalten hätten. „Ich stelle mir vor, dass man so ein Spiel souveräner zu Ende bringt“, kritisierte KSC- Chefcoach Becker. Eine halbe Stunde lang durfte er das Geschehen jedoch freudig verfolgen. Ioannis Masmanidis zeigte Kabinettstückchen und vergaß dabei keineswegs die Effektivität. Seinen Musterpass verwertete Danny Schwarz zur frühen Führung. „Glänzend herausgespielt“, war der einhellige Kommentar zum Premierentor durch den Kapitän. Jan Männer kam etwas später in den Genuss von Masmanidis' Vorbereitungskunst, scheiterte aber an SF-Schlussmann Adnan Masic und muss auch in dieser Saison gegen die Zweifel an seinen Vollstreckerqualitäten kämpfen. Becker entdeckte ab diesem Moment allgemeine Mängel im Spiel nach vorne sowie nach und nach den Verlust der zuvor eindeutigen Feldüberlegenheit seiner Elf. Dennoch verließen Beteiligte wie Beobachter mit dem Gesamteindruck eines gelungenen Starts die Arena. „Erstes Spiel, erster Sieg, gut gespielt und gewonnen. Das kann man nicht viel besser machen“, erklärte Timo Staffeldt mit besonderer persönlicher Genugtuung. Ziemlich nervös sei er nämlich gewesen, seit er davon wusste, erstmals zur Anfangsformation der KSC-Profis zu gehören. Gemerkt hat man es bei seinen Aktionen nicht, und auch die innere Unruhe war verflogen, nachdem Giovanni Federico das tat, weshalb man ihn in den Wild park geholt hat. Bei Männers Hereingabe stand der ehemalige Kölner am richtigen Ort, zudem frei ¬ und der von ihm weitergeleitete Ball lag Bruchteile von Sekunden danach im Siegener Netz. Damit war klar, wer das Feld als Gewinner verlassen wird. Zwischendurch hätte sich da ran etwas ändern können, wenn Gabriel Mel kam noch energischer im Torraum nachgesetzt und Markus Miller keine Abwehrmöglichkeit gelassen hätte. „Wenn er das 1:1 macht, nehmen wir einen Punkt mit“, trauerte Millers Ge genüber Masic der vergebenen Chance des ehemaligen Karlsruhers nach. Siegens Trainer Kocian listete hinterher sogar drei hundertprozentige Gelegenheiten zum Torerfolg seines Teams auf. Den KSC-Sieg bezeichnete er trotzdem als verdient. Sportleiter Bleck zeigte sich zu diesem Zeit punkt zufrieden. „In der zweiten Halbzeit sind wir in der Zweiten Liga angekommen“, pries er die Siegener Steigerung. Eine solche erwarten auch die KSC-Spieler. „Wir müssen noch an uns arbeiten, um eine richtig gute Mannschaft zu werden“, urteilte Torhüter Miller. Masmanidis erkannte ebenfalls die Notwendigkeit weiterer intensiver Trainingseinheiten. Und Sean Dundee, der bei seiner einzigen Chance in Masic seinen Meister gefunden hatte, zog mit dem Versprechen von dannen: „Es war nicht schlecht. Aber wir können es noch besser.“