21.11.2005
faz.net: Warnung vor Masmanidis
KSC beschert OFC tristen Fußballabend
Von Uwe Marx

18. November 2005 Die Offenbacher Kickers haben ihre Serie von Mißerfolgen in der Zweiten Fußball-Bundesliga um eine weitere Niederlage verlängert - eine besonders unangenehme. Die Mannschaft von Trainer Hans-Jürgen Boysen unterlag am Freitag abend zu Hause dem Karlsruher SC 1:3. Am Sonntag, wenn dieser 13. Spieltag fortgesetzt wird, droht dem OFC damit zum ersten Mal in dieser Saison die Verschlechterung auf einen Abstiegsplatz. Den späten Treffer für die Kickers erzielte Qualid Mokhtari (73. Minute), zuvor hatten für den neuen Tabellenführer und Aufstiegsanwärter KSC Masmanidis (27.), Kapllani (45.) und Eggimann (55.) getroffen.

Am Bieberer Berg trafen vor 9000 Zuschauern zwei Mannschaften mit gegensätzlicher Entwicklung aufeinander: Dem OFC gelang in den letzten acht Spielen nur ein Sieg, der KSC dagegen unterlag in den letzten neun Partien nur einmal. Daß eine solche positive Bilanz kräftigen Rückenwind verleiht, davon konnten sich die zuletzt immer weiter abgerutschten Offenbacher im Verlauf des ersten Durchgangs gründlich überzeugen. Zunächst hatten sie zwar den besseren Start. Ihnen gelang sogar ein früher Treffer - allerdings wurde er von Schiedsrichter Marc Seemann nicht anerkannt. Thomas Wörle hatte sich vor seinem Kopfball mit unfairen Mitteln Vorteile verschafft (4.). Die Kickers kamen jedoch alles in allem passabel ins Spiel und präsentierten sich nach der Länderspielpause und ihrem 0:1 bei Erzgebirge Aue verbessert. Suat Türker fiel mit einem direkten Freistoß auf, der in den Arrmen des gegnerischen Torwarts landete (10.), Spielmacher Laszlo Kanyuk - das Symbol der an diesem Abend recht offensiven Aufstellung des Aufsteigers - scheiterte mit einem Fernschuß (15.), der knapp über das Tor flog.

Warnung vor Masmanidis

Die Karlsruher dagegen spielten wie eine Mannschaft, die nach vielen Erfolgen genau weiß, daß sie ein Spiel nicht unbedingt bestimmen muß, um es am Ende zu gewinnen. Mit wohldosierten Kontern deuteten sie früh ihr gewachsenes Selbstbewußtsein an. Speziell der kleine Angreifer Ioannis Masmanidis trat mit breiter Brust an. Auch wenn die Kickers zunächst mehr Spielanteile hatten - es war offensichtlich, daß dieser Gegner seiner eigenen Stärke gewiß war. Einem ersten Warnschuß (22.) ließ Masmanidis prompt das 0:1 folgen. Er wuselte sich gegen gleich vier Gegenspieler durch, stand plötzlich allein vor Torwart Sead Ramovic und blieb beim Abschluß erstaunlich kühl. Hans-Jürgen Boysen sah sich durch diesen Rückschlag unfreiwillig bestätigt. "Ich hatte meine Mannschaft vor ihm gewarnt", sagte er. "Masmanidis weiß, wie es geht." Fortan litt das Spiel seiner Mannschaft unter einer sichtbaren Verunsicherung. Torchancen konnte sich der OFC bis zur Pause nicht mehr erspielen. Auch Boysens Unzufriedenheit war offensichtlich. Nachdem Wörle als dritter Offenbacher Spieler die Gelbe Karte gesehen hatte, reagierte sich der Trainer mittels einer heftigen Debatte mit dem Schiedsrichter ab. Sein Frust wurde kurz vor dem Pausenpfiff noch verstärkt, als Edmond Kapllani mit einem indirekten Freistoß aus dreißig Metern zum 0:2 traf (45.) - großzügig unterstützt vom in dieser Szene indisponierten Torwart Ramovic.

Meister des Gegenstoßes

Die Karlsruher, an diesem Abend Meister des schnellen und präzisen Gegenstoßes, brauchten nach dem Wechsel nicht sehr lange, um die Partie zu entscheiden. Statt eines Offenbacher Aufbäumens folgte vielmehr das schnelle 0:3 durch Mario Eggimann (55.), der nach einer Ecke aus kurzer Entfernung unbedrängt einschießen durfte. Beinahe noch erstaunlicher als dieses schnelle Erfolgserlebnis war allerdings, daß der KSC allein zwischen der 51. und 55. Minute drei weitere Großchancen vergeben hatte. Schon hier sah es so aus, als müsse der OFC gewaltig aufpassen, um nicht vollends die Kontrolle zu verlieren.

Der Anschlußtreffer für die Offenbacher fiel überraschend. Es war ein schönes, am Ende aber nutzloses Tor, das Qualid Mokhtari per Seitfallzieher erzielte (73.). Boysens Elf hatte danach zwar wieder bessere Szenen, war allerdings weit davon entfernt, dem Spiel noch eine Wendung zu geben. Karlsruhe tat in dieser Phase nicht mehr als nötig und ließ sogar noch einen Kopfball von Türker an den Pfosten zu (78.). Spätestens mit dieser vergebenen Chance aber war der triste Offenbacher Fußballabend besiegelt.