13.01.2006
Neue Westfälische: Die perfekte Welle. Neuzugang Masmanidis ist von seinem neuen Umfeld überzeugt
Chiclana. Genau eineinhalb Jahre lang hat Ioannis Masmanidis die Fans des Karlsruher SC mit tollen Tricks und filigraner Technik begeistert. Es hat aber auch Momente gegeben, in denen das Riesentalent seinen Ruf als Luftikus bestätigte und von KSC-Coach Ede Becker wegen mangelnder Disziplin aus dem Kader geworfen wurde. Bei Arminia Bielefeld ist Trainer Thomas von Heesen felsenfest davon überzeugt, dass der gebürtige Leverkusener ausschließlich seine besten Seiten zeigen wird.

"Nach einem Gespräch mit von Heesen war für mich klar, dass Bielefeld der Verein ist, bei dem ich einen oder gar zwei, drei, vier Schritte voran in meiner Entwicklung machen kann", nennt Masmanidis als entscheidenden Grund für seinen Wechsel während der Winterpause.

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Gut ein Jahr ist es her, als "die Geschichte, die eigentlich gar keine war" beim KSC passierte. "Für einen Profi darf es im Fußball kein Beleidigtsein geben", sagte sich Masmanidis damals und kämpfte sich mit Glanz, Gloria, vielen Toren und noch mehr Torvorlagen in den Kader zurück. Zwei Mal hintereinander Platz zwei in der kicker-Rangliste der offensiven linken Außenbahnspieler - die Noten-Hitparade belegt eindrucksvoll die Konstanz des 22-Jährigen. "Meiner Meinung nach habe ich auch vorher genauso gut gespielt", meint Arminias Neuzugang: "Aber damals hat es in der Mannschaft nicht so gepasst. Und ohne ein intaktes Team kann ein Einzelner nicht viel bewegen."
Auch das ist so ein Punkt, in dem ihn von Heesen nachhaltig von der besonderen Bielefelder Qualität zu überzeugen wusste. Die ersten Eindrücke bestärken Masmanidis in dem Eindruck, unter vielfältigen anderen Angeboten die richtige Wahl getroffen zu haben. "Die Jungs sind alle sehr nett. Es macht mir richtig Spaß, wie im Training der Ball läuft", meint der Mann, der seine Klasse in dieser Saison häufig dann gezeigt hat, wenn der Ball gerade ruhte. Dann streichelt Masmanidis schon mal einen Freistoß aus 20, 25 Metern Tor-des-Monats-verdächtig in den Winkel, wie jüngst beim 4:2-Sieg des KSC über den VfL Bochum.

Gelernt hat "Janni" den Fußballsport von Pike auf bei Bayer Leverkusen, dem Werksverein der Stadt, in die sein Vater vor gut 35 Jahren zog, um als Chemie-Facharbeiter mehr Geld als in der Heimat Griechenland zu verdienen. Ganze viereinhalb Jahre jung war Ioannis, als er mit dem Fußballspielen begann. Zu den vielen guten väterlichen Ratschlägen gehörte die Empfehlung, neben dem sich irgendwann abzeichnenden Weg Richtung Profisport die schulische Ausbildung nicht zu vernachlässigen. Masmanidis hat das Fachabitur als elektronischer Assistent erworben - "das war mir wichtig, da im Fußball alles ganz schnell hopp oder top gehen kann".

Top durfte sich Masmanidis fühlen, als er in der Saison 2001/02 mit der deutschen U-19-Nationalmannschaft in Norwegen Vize-Europameister wurde. Auf dem Weg ins 0:1 gegen Spanien verlorene Finale hatte der Deutsch-Grieche drei Treffer vorbereitet, was ihm beinahe noch mehr Spaß macht, als selbst Tore zu erzielen: "Wenn ich mir zu 30 Prozent sicher bin zu treffen, spiele ich lieber zu dem, der das Tor zu 100 Prozent macht - Hauptsache, es sieht insgesamt schön aus und bringt Erfolg." Wen wundert es da, dass Künstler wie Luis Figo oder Zinedine Zidane seine Vorbilder sind.

Zu einem Hopp-Moment gehörten - neben der erwähnten Kurzzeit-Suspendierung in Karlsruhe - die eineinhalb Senioren-Jahre in Leverkusen, als der mit 72 Kilogramm bei 1,74 Meter Körpergröße ("Man muss ja auch dagegenhalten können") kompakt wirkende Mittelfeldmann nur ein einziges Mal zum Einsatz im Bayer-Bundesligateam kam. 20 Minuten wirkte er zum Rückrundenstart 2004 beim 0:1 in Freiburg mit. "Am nächsten Spieltag stand ich nicht einmal mehr im Kader. Das habe ich nie verstanden, zumal ich eigentlich von Trainer Augenthaler und Manager Calmund sehr oft positive Rückmeldungen bezüglich meiner Leistung hatte", wundert sich Masmanidis.

Über den Umweg Zweite Liga ist Ioannis Masmanidis der Bundesliga nun näher als je zuvor gekommen. Nach allem, was er durch Fernsehen und Internet-Surfen über den DSC Arminia in Erfahrung gebracht hat, sieht sich der deutsche U-21-Nationalspieler am richtigen Ort zur Verwirklichung der beiden großen Ziele für die nahe Zukunft. In Bielefeld "so reinhängen, dass ich in die Mannschaft komme und mit ihr die Klasse halte". Im U-21-Team von Trainer Dieter Eilts bei der Europameisterschaft in Portugal dabei sein. Bei allem, was danach kommt, lässt sich Ioannis Masmanidis gerne überraschen.